Was ist Burn-out - eine Begriffsklärung

Der Begriff Burnout (Burn-out) kommt aus dem Englischen („to burn out“ = „ausbrennen“) und wurde in den 1970er Jahren von dem New Yorker Psychotherapeuten Herbert Freudenberger geprägt. Nach Freudenberger bezeichnet Burn-out einen Zustand körperlicher, emotionaler und geistiger Erschöpfung, der unter anderem mit Müdigkeit, Überforderung, Lustlosigkeit (Einschränkung der persönlichen Anliegen), Depersonalisierung und körperlichen Beschwerden einhergeht.

Es gibt viele Definitionen zur Erkrankung Burn-out, die sich auch voneinander unterscheiden. Die wissenschaftliche Psychiatrie hat es bisher weitgehend vermieden, sich mit dem Phänomen Burn-out zu befassen, weshalb bis heute keine einheitliche Begriffsdefinition existiert. In der ICD-10 wird Burn-out in der Restkategorie „Z 73.0“ als „Probleme, verbunden mit Schwierigkeiten in der Lebensbewältigung“ geführt.

Für die Tätigkeit „gebrannt zu haben“, also übermäßiges Engagement für eine Tätigkeit, wird mittlerweile nicht mehr als wichtigste Voraussetzung für einen Burn-out erachtet. Übereinstimmend in allen Definitionen ist, dass Betroffene ihre Beschwerden auf ihre Arbeitsbelastung und auf Stress zurückführen.

Leitsymptome und wie erkennen wir eine Gefährdung

Ursprünglich wurde das Burn-out-Syndrom vorrangig bei Menschen in sozialen Berufen, die sich zu sehr für ihre Arbeit engagiert hatten, beschrieben. Inzwischen werden Menschen jeglicher Berufsgruppen sowie außerberuflich überengagierte Menschen (beispielsweise in der Pflege und/oder Erziehung von Familienangehörigen) als gefährdet angesehen. 

Burn-out-Symptome sind sehr vielfältig und individuell verschieden. Sie äußern sich emotional, psychisch und kognitiv, können aber auch in Form von psychosomatischen Beschwerden auftreten. 

In der frühen Phase eines Burn-outs investiert der Betroffene mit idealistischer Begeisterung, mit grossen Hoffnungen und unrealistischen Erwartungen extrem viel Energie in seine täglichen Aufgaben. Ein charakteristisches frühzeitiges Anzeichen ist es, wenn ein Mensch nach der Arbeit nicht mehr abschalten kann. Der Betroffene ist nicht mehr fähig sich zu erholen, ist daraufhin weniger leistungsfähig und muss entsprechend noch mehr Kraft aufwenden, um seine Aufgaben zu bewältigen - der Beginn eines Teufelskreises. Weitere Symptome des Burn-out sind in der Anfangsphase unter anderem: auffällige Hyperaktivität, freiwillige, unbezahlte Mehrarbeit und das Gefühl unentbehrlich zu sein. Der Betroffene verspürt einen inneren Druck nie genug Zeit zu haben und verzichtet auf eigene Bedürfnisse. Misserfolge und Enttäuschungen werden ausgeblendet. Soziale Kontakte werden auf Kundenkontakte sowie auf Kontakte zu Patienten und Klienten beschränkt.

Die Symptome wandeln sich je nach Phase der Erkrankung. Hauptsymptom von Burn-out ist ein Gefühl massiver Erschöpfung, das eines der Leitsymptome darstellt. Emotionale Merkmale von Erschöpfung können sich in Form von Niedergeschlagenheit, Hilflosigkeit, fehlender Kontrolle von Gefühlen wie plötzliches Weinen oder erhöhte Reizbarkeit mit Wutausbrüchen, Lustlosigkeit und Vereinsamung zeigen. Bei den körperlichen Merkmalen findet man z.B. Energiemangel mit Schwäche und chronischer Müdigkeit, Verspannungen der Muskulatur wie Rückenschmerzen, eine erhöhte Infektionsanfälligkeit, Schlafstörungen, funktionelle Störungen wie Magen-Darm-Probleme oder Konzentrations- und Gedächtnisstörungen, Herzklopfen und Engegefühl in der Brust, sexuelle Probleme, starke Gewichtszunahme oder -abnahme infolge veränderter Essgewohnheiten, verstärkter Konsum von Nikotin, Alkohol, Koffein oder Drogen sowie eine erhöhte Anzahl von Infektionen.

Ein weiteres Leitsymptom ist die Entfremdung. Eine entwertende, negative Einstellung gegenüber

anderen Menschen, die sich im Extremfall zu Verachtung, Sarkasmus und Aggressivität steigern kann könnte die Folge sein. Eine negative Einstellung zum Leben, zur Arbeit und auch zu sich selbst ist erkennbar. Ein Verlust der Bereitschaft zum Kontakt mit Kollegen und Kunden kann eine weitere Folge sein. Ein Gefühl von Minderwertigkeit und Unzulänglichkeit ist vorzufinden.

Als letztes Leitsymptom möchte ich die Ineffektivität benennen. Der Betroffene verliert das Vertrauen in sich und seine (beruflichen) Fähigkeiten. Er ist unzufrieden mit der eigenen Leistung, ist allerdings auch nicht mehr so leistungsfähig wie zuvor. Der Antrieb, die Motivation und die Tatkraft gehen verloren, und ein Gefühl des Versagens stellt sich ein.

Ursachen

Die Ursachen des Burn-outs sind individuell so unterschiedlich wie es die Betroffenen sind. Die Bedürfnisse und Ziele jedes Menschen sind in ihrer besonderen Konstellation einmalig. Ebenso unterschiedlich ist die Umwelt, in der sie leben. Manche Menschen kommen selbst mit extrem schwierigen Situationen gut zurecht, während andere schon mäßigem Druck kaum gewachsen sind. Diese sind besonders anfällig für Burn-out.

Es gibt aber auch Situationen, die objektiv so belastend und ausweglos sind, dass nur wenige Menschen sie ohne Ausbrennen überstehen. Experten bezeichnen sie auch als "Wareout", "Zermürbung" oder "passives Burn-out“. Auch sehr widerstandsfähige Personen sind somit nicht vor Burn-out geschützt. Gefährdet ist man vor allem dann, wenn eine Reihe von frustrierenden Episoden eintritt, und die Ressourcen damit umzugehen, erschöpft sind.

Äussere Faktoren

Üblicherweise sind die Ursachen eines Burn-out-Syndroms im Berufsleben vorzufinden. Es gibt allerdings nicht den typischen Verlauf des Burn-outs. Härtere Arbeitsbedingungen, Konkurrenzdruck und vielleicht die Angst vor einer Kündigung sind Stressfaktoren und erhöhen das Risiko zu erkranken. Burn-out ist als ein Prozess zu verstehen, den man in Phasen unterteilen kann. Die Phasentheorien von Freudenberger und Lauderdale haben sich überwiegend aus Fällen der Wirtschaft entwickelt, während sich J. Edlewich, C. Maslach, und C. Cherniss mit solchen aus helfenden Berufen befasst haben. Hobfoll geht auf beide Gruppen ein.

Alle Phasen bauen sich wie folgt auf:

  • Enthusiasmus
  • Stagnation
  • Frustration
  • Apathie
  • Burn-out

Diese Phasen lassen sich gut an den helfenden, sozialen Berufen erklären: Eine Aufgabe wird mit übermässigem Idealismus und guten Vorsätzen begonnen (Phase Enthusiasmus). Die Person merkt schliesslich, dass sie durch ihr Handeln keine Fortschritte erzielt. Stagnation und Rückschritte frustrieren und machen zynisch gegenüber der Klientel. In der Phase der Apathie ist die berufliche Tätigkeit nur noch unter großen Mühen auszuüben. 

Der Betroffene ist unmotiviert, sich neue Ziele zu stecken und häufig fehlt auch das Bewusstsein für die eigene Lage. In dieser Phase wirken die betroffenen Menschen äußerst motivationslos und können sich selbst zu nichts mehr antreiben - weder beruflich noch privat. Jetzt sind auch erste physische Anzeichen von Erschöpfung zu verzeichnen. Hält dieser Zustand für eine längere Zeit an, spricht man vom Burn-out-Syndrom.

Innere Faktoren

Es sind allerdings auch Risikofaktoren in der Persönlichkeit vorzufinden, und es spielen bei der Entstehung des Burn-outs nicht nur die äusseren Faktoren eine Rolle. Durch gewisse Persönlichkeitsmerkmale die oft in Wechselwirkung mit äusseren Stressfaktoren stehen, kann das Burn-Out-Syndrom ausgelöst oder aufrechterhalten werden. Generell scheint es zwei Typen von Menschen zu geben, die ein erhöhtes Burn-out-Risiko haben:

Menschen mit einem geringen Selbstbewusstsein, die infolgedessen überempfindlich, eher angepasst, passiv und besonders liebebedürftig sind.
Dynamische, sehr zielstrebige Personen, die mit viel Ehrgeiz, Idealismus und Engagement beruflich viel erreichen wollen.

Innere Risikofaktoren für Burn-out sind zudem:

  • Abhängigkeit des Selbstbildes von der erfolgreichen Ausübung ihrer beruflichen Rolle 
  • Zweifel am Sinn der eigenen Tätigkeit
  • unrealistisch hoch gesteckte Ziele, die nicht oder nur unter übermässigem Energieeinsatz zu erreichen sind
  • Ziele, die nicht vorrangig den eigenen Bedürfnissen, sondern den Erwartungen anderer entsprechen.
  • hohe Erwartungen an die Anerkennung, die nach dem Erreichen eines bestimmten Ziels erfolgt
  • Schwierigkeiten, persönliche Schwäche und Hilflosigkeit einzugestehen
  • Schwierigkeiten, nein zu sagen - entweder zu anderen oder zum eigenen "inneren Antreiber", welcher zu Perfektion und Höchstleistung anspornt.

Therapieverfahren und Möglichkeiten der Heilung

Burn-out ist eine schwerwiegende Erkrankung, die möglichst zeitnah professionell behandelt werden sollte. Wird Burn-out zu spät entdeckt und therapiert, verschlechtern sich die Heilungs-chancen. Manche Fachleute beschreiben Burn-out als einen Prozess der später in eine Erschöpfungsdepression münden kann.

Sind anhaltende Müdigkeit, überdauernde Schlafstörungen und ständige Erschöpfung zu verzeichnen, muss der Arzt vorab eine körperliche Ursache der vorliegenden Beschwerden ausschließen. Unerklärliche Müdigkeit und Erschöpfung können ggfs. auch auf eine Fehlfunktion der Schilddrüse oder eine andere schwerwiegende körperliche Erkrankung hindeuten, die im Rahmen einer Blutuntersuchung abgeklärt werden können. 

Zur Feststellung und Messung des Burn-out-Syndroms wird häufig das „Maslach burnout inventory“ von Christina Maslach eingesetzt. 

Die größte Schwierigkeit der Diagnose „Burn-out“ besteht darin, dass sich die Symptome mit denen anderer Störungen überschneiden

Erhärtet sich aber der Verdacht auf Burn-out, wird der Hausarzt den Betroffenen an einen Spezialisten überweisen. Der Psychotherapeut kann in einem klinischen Interview durch Fragen klären, ob die Symptome auf ein Burn-out-Syndrom hinweisen.

Eine Burn-out-Therapie setzt sich aus verschiedenen Bausteinen zusammen, die individuell auf die Probleme und Persönlichkeit des Patienten abgestimmt sind. Neben psychotherapeutischer Begleitung und Hilfe werden ggfs. auch Medikamente eingesetzt.

Befindet sich der Burn-out-Prozess noch in der Anfangsphase, wird vielleicht schon eine Krisenintervention oder eine Kurzzeittherapie von wenigen Stunden hilfreich sein. Ziele sind hierbei verbesserte Fertigkeiten zur Konflikt- und Problemlösung zu entwickeln und ein feineres Gespür für die Grenzen der eigenen Belastbarkeit zu erlangen. Auch Entspannungstechniken wie Autogenes Training oder Progressive Muskelentspannung nach Jacobson können Anwendung finden.

Psychotherapie

Meistens benötigen Burn-out-Patienten bei fortgeschrittenem Verlauf der Erkrankung zusätzliche, psychologische Hilfe. Im Rahmen dieser Sitzungen ist es einerseits z.B. wichtig, in einer Einzeltherapie die Lebensgeschichte des Patienten zu bearbeiten, andererseits kann auch eine Gruppentherapie wichtige Hilfe bei Burnout leisten. 

Da die Gründe, die zum Ausbrennen führen differenzieren, werden auch der Therapieschwerpunkt und die Methode individuell angepasst. Einige Kliniken haben sich mittlerweile auf eine Burn-out-Behandlung spezialisiert, die ambulant oder stationär durchgeführt werden kann.

Verhaltenstherapie

Mithilfe einer kognitiven Verhaltenstherapie können falsche Vorstellungen und problematische Verhaltensmuster, die Burn-out Patienten oft verinnerlicht haben, erkannt und verändert werden.

Psychoanalytische und andere tiefenpsychologische Verfahren

Bei vielen Burn-out-Betroffenen ist die Entwicklung eines stabileren Selbstwertgefühls wichtig. Mit wachsendem Selbstbewusstsein verringert sich die Abhängigkeit von äußerer Anerkennung, die häufig der Antrieb hinter dem energiezehrenden Verhalten ist. Tiefgreifende Umstrukturierungen, die sich durch tiefenpsychologische Verfahren oder eine meist langwierige Psychoanalyse bewirken lassen, können aber auch notwendig werden.

Sonstige Therapiemethoden

Manche Patienten mit der Burn-out-Erkrankung haben verlernt, die eigenen Bedürfnisse zu erkennen und zu berücksichtigen. In diesen Fällen können Körpertherapien eine Psychotherapie ergänzen. Der Patient lernt, körperliche Verspannungen als Folge von Ängsten und Stress wahrzunehmen und gezielt zu lösen. Sportliche Aktivität hat eine positive Wirkung auf das Körperempfinden und das Selbstbewusstsein. In Burn-out-Kliniken werden deshalb zusätzliche Sport- und Bewegungstherapienangeboten eingesetzt. Individuell zusammengestellte Behandlungsansätze kommen hier zum Einsatz.

Medikamente

Zeigt ein Patient depressive Symptome, sind ergänzend zur Psychotherapie auch Medikamente wie Johanniskraut oder Antidepressiva einsetzbar. Medikamente alleine sind jedoch keine ausreichende Burn-out-Therapie.

Präventionsmassnahmen

Zur Vorbeugung oder Prävention von Burn-out kann der Betroffene Einiges tun. Nachfolgend möchte ich einige Anregungen zum Schutz aufzeigen.

  1. Um sich vor der Erkrankung bzw. vor einem Fortschreiten des Burn-out-Syndroms zu schützen, ist eine Bestandsaufnahme der gegenwärtigen Lebens- und Arbeitssituation (ggfs. mit Hilfe eines Therapeuten oder Coaches) wichtig. Stressoren (äussere wie innere) sollen hierbei identifiziert werden. Veränderungsziele für das eigene Verhalten und zur Einstellung sowie die nötigen Rahmenbedingungen können festgelegt werden. Daraufhin können Prioritäten als Schutz vor einer zukünftigen Überlastung bestimmt werden. 
  2. Zum Schutz vor Selbstüberforderung sollten Übungen zur Entspannung (z.B. Meditation, Yoga oder Massagen) in den Alltag integriert werden. Auszeiten sollten genommen und Rückzugsmöglichkeiten mit angenehmen Momenten geschaffen werden. Die ständige Erreichbarkeit sollte so weit es geht gemindert werden. Ausreichend Schlaf, Sport und Bewegung und das Minimieren von Lärm und Hektik können helfen gesund zu werden oder zu bleiben. 
  3. Gesunde und bewusste Ernährung, und Zeit für eine entspannte Nahrungsaufnahme (Mittagspause) sollte der Betroffene einplanen. 
  4. Zeit für die Familie und für Freunden sollte genommen werden.

Schlussbemerkung

Die Erkrankung Burn-out hat sich bei den Betroffenen höchstwahrscheinlich über einen längeren Zeitraum entwickelt. Jede Reise beginnt mit einem ersten (bewussten) Schritt.

Das Denken und Verhalten muss kontinuierlich Schritt für Schritt überprüft, verändert und umstrukturiert werden, damit eine Heilung gelingen kann. 

Literaturliste

  • Dr. Christian Stock (2010): „Burnout erkennen und verhindern“
  • Rosina Sonnenchmidt & Harald Knauss (2012): „ Burnout natürlich heilen“
  • Zimbardo ( 1995, 6. Auflage): „Psychologie“
  • Christina Berndt (2013): „Resilienz - Das Geheimnis der psychischen Widerstandskraft“
  • Werner D. Fröhlich (1997): „Wörterbuch Psychologie“
  • Julia Dobmeier (2016) „Burnout“
  • Sandra Maxeiner/Hedda Rühle (2015): „Dr. Psych`s Psychopathologie, Klinische  Psychologie und Psychotherapie“
  • Björn Migge (2005, 3. Auflage): „Handbuch Coaching und Beratung“