Haben Sie Lust auf eine Geschichte? Dann möchte ich Ihnen etwas ganz Persönliches erzählen…

Vergangenes Wochenende war ich allein zu Haus. Mein Mann war auf Dienstreise, mein Sohn übernachtete bei einem Freund. Den Tag über genoss ich es, mal Zeit nur für mich zu haben. Am Abend allerdings war mir nicht mehr ganz so wohl. Mit der Dunkelheit breitete sich ein ungutes, mulmiges Gefühl in mir aus. Je mehr ich darüber nachdachte, umso umheimlicher erschien es mir, nachts ganz allein im Haus zu sein. Man weiß ja nie! Irgendwann schlief ich ein und verbrachte eine ziemlich unruhige Nacht. Als mich endlich der helle Morgen weckte, stellte ich etwas Erschreckendes fest. Die Tür zur Terasse stand sperrangelweit offen! Aber nicht etwa weil sich irgendjemand daran zu schaffen gemacht hatte- nein- ich selbst hatte die Tür die ganze Nacht über offen stehen gelassen. Wie konnte mir das passieren? Anscheinend war ich am Abend zuvor so beschäftigt gewesen mit meinen Gedanken über etwaige Einbrecher, dass ich genau dieser Möglichkeit im wahrsten Sinne des Wortes Tür und Tor geöffnet hatte.

Warum erzähle ich Ihnen das?

Mit unseren Problemen ist es ganz genau so wie mit meiner, zugegeben etwas albernen Furcht vor irgendwelchen Unholden. Solange wir uns auf das Problem fixieren, uns daran festbeißen und unsere Gedanken ständig darum kreisen lassen, kann es sein, dass wir etwas Wesentliches aus den Augen verlieren oder ganz und gar vergessen: über die Möglichkeiten einer Lösung nachzudenken. Lösungen finden sich niemals dort, wo das Problem entstanden ist. Im Grunde wissen wir das alle. Aber handeln wir auch danach?

Wenn wir z.B. in einer Beziehungskrise stecken, unsere Ehe nicht mehr läuft und wir uns nur noch mit unserem Partner streiten, dann haben wir wirklich allen Grund, uns schlecht zu fühlen. Wir fangen an, ständig und immer darüber nachzudenken, warum es soweit kommen musste, wie schlimm das alles ist und was wir oder unser Partner alles falsch gemacht haben. Schuldzuweisungen, Vorwürfe, Selbstzweifel und Ohnmacht begleiten uns bei diesem gedanklichen Kreisen um unsere kriselnde Beziehung. Das ist vollkommen normal- aber ändert es irgendetwas an unserer Situation? Verschwinden davon all die schrecklichen Gefühle, die Traurigkeit, die Leere, die Einsamkeit, die Wut? Alles, was zu diesem Zustand geführt hat, liegt in der Vergangenheit- es lässt sich nicht mehr ändern. Das ist die Realität, so traurig sie sein mag. Und doch sind wir nicht machtlos. Denn im Jetzt und Hier können wir anfangen, an einer passgenauen Lösung zu arbeiten. Wir können uns z.B. fragen, wie unser Leben und unsere Beziehungen in der Zukunft aussehen sollen und was geschehen muss, damit wir dieses Ziel erreichen. Was verbindet uns noch, was gelingt noch im Miteinander und wie können wir mehr davon bekommen? Wie können wir alte, destruktive Gedanken und Verhaltensmuster durchbrechen und was wollen wir stattdessen? Welche innere Haltung kann uns unterstützen, um gelingende Beziehungen zu führen?

Erst wenn wir anfangen, uns mit Lösungen zu beschäftigen, werden wir aktiv und bleiben nicht länger im Hamsterrad des Problemdenkens oder in unserer Opferrolle gefangen. Und jede noch so kleine Veränderung kann dabei ein wichtiger Meilenstein sein auf dem Weg zu dem Leben, dass Sie sich wünschen.

Herzlichst, Ihre Claudia Bechert-Möckel