Scheitern- was für ein machtvolles Wort. Es löst sofort Emotionen in uns aus, Ängste und Erinnerungen an Misserfolge und eigenes Versagen. Haben Sie sich auch schon einmal wie ein Verlierer gefühlt? Kennen Sie das Gefühl, wenn ein großer Traum wie eine Seifenblase zerplatzt, die Ehe zerbricht, die Prüfung schiefläuft, wenn alles verloren scheint?   Wir leben in einer Gesellschaft, in der nur das Gewinnen zählt. Wir sind ständig bemüht, so zu tun, als könnten wir alles schaffen. Erfolgreich sein, das ist was zählt, das was uns wirklich Anerkennung verschafft und die Wertschätzung unserer Mitmenschen. Scheitern dagegen ist peinlich, mitleiderregend oder sogar abstoßend. Eine Bruchlandung im eigenen Lebensentwurf, die beweist, dass wir unfähig sind oder nicht hart genug für unser Ziel gearbeitet haben. Der Misserfolg ist meißt eine große Enttäuschung für uns und andere, eine Kränkung des eigenen Ich. Etwas, wofür wir ganz allein die Verantwortung tragen. Wenn wir scheitern, verlieren wir an Wert, so glauben wir.

Wirklich?

Versagen ist menschlich, Misserfolg vorprogrammiert. Das klingt erst einmal provokant und steht ganz im Gegensatz zu allem, was Erfolgsseminare, zahlreiche Ratgeberbücher und selbsternannte Experten propagieren. Wenn wir etwa wagen, uns einer Herausforderung stellen, dann liegen die Optionen von Erfolg und Misserfolg immer dicht beieinander. Die Chance zu scheitern ist eine natürliche Begleiterscheinung unseres Strebens nach Entwicklung, ein deutliches Zeichen unseres Willens zur Veränderung. Wir können das Spiel des Lebens nur spielen, wenn wir uns auf das Risiko des Scheiterns einlassen, den Mut habe Neuland zu betreten und Fehler zu machen. Wenn wir ein Ziel verfolgen, müssen wir eine Realität akzeptieren, die die Möglichkeit des Versagens genauso birgt, wie die des Erfolgs. Versuch und Irrtum. Wir werden ein Vorhaben nur dann erreichen, wenn wir uns aus unserer Komfortzone herausbewegen und auf die vertraute Sicherheit verzichten. Das ist der Preis der Veränderung. Die Biographie vieler Menschen zeigt zudem, dass es Ihnen erst aus dem Chaos des Scheiterns heraus möglich war, einen neuen Lebensweg einzuschlagen. Wenn der große Plan nichts mehr ist, als ein Haufen Scherben, dann kann es sein, dass wir zu großen Wendungen fähig sind, dass uns ungeheure Kräfte erwachsen. Oft sagen Klienten dann: „ Wenn ich von heute aus auf diese schlimme Zeit zurückschaue, dann hatte alles doch irgendwie einen Sinn. Sonst wäre ich nie an den Punkt gekommen, an dem ich heute bin.“ Wenn wir beginnen, das Scheitern vom Status des Endgültigen zu befreien, dann können wir sehen, dass es ein Wegweiser sein kann, oder ein Hinweis darauf, wie etwas nicht funktioniert. Ein Zustand, der dazu einlädt, über neue Lösungsansätze und Handlungsstrategien nachzudenken, alte Denkmuster über Bord zu werfen. So gesehen, machen Misserfolge Sinn. Das Scheitern eines Projektes ist nicht das Ende. Es ist nur das Ende eines Versuchs, sich einem bestimmten Thema zu nähern. Es lohnt sich immer, einen neuen Versuch zu wagen. Erfolg ist, wenn man´s trotzdem macht!