Die Bildungspolitik ist im Kreuzfeuer vieler Eltern, Lehrer, Lehrerverbände, Pädagogen und sogar von Schülern und der Wirtschaft.

Immer wieder gibt es Demonstrationen von immer mehr Initiativen. Doch die Resonanz in der Gesellschaft ist eher verhalten. Die Gründe dafür sind vielfältig: Ein Großteil der Bevölkerung hat keine Kinder, ein weiterer Teil hat seine Kinder schon mehr oder weniger erfolgreich durch die Schule gebracht, die Enkel werden das schon auch schaffen. Von den eigentlich Betroffenen hat ein Teil keine Probleme mit den Kindern in der Schule, ein weiterer Teil kann oder will sich aus verschiedenen Gründen nicht in einen Veränderungsprozess einbringen, ein weiterer Teil hält lieber still um den Kindern nicht noch mehr zu schaden. So, und was bleibt dann noch übrig? Ein geringer Teil, über den die Kultusminister wahrscheinlich milde lächeln. Lehrer beteiligen sich auch nicht wirklich wortstark, weil sie wohl befürchten, dass sich für sie negative Folgen daraus ergeben können, streiken dürfen sie als Staatsdiener ja auch nicht. Sie werden durch ihre Verbände vertreten, die aber scheinbar auch nicht wirklich gehört werden, denn es bewegt sich nicht wirklich merklich etwas. Aus den Ministerien werden ständig Erfolgsmeldungen abgesetzt, wie wunderbar alles funktioniert, wie zufrieden alle sind und wie viel gemacht wird an Veränderungen! Ich würde das Aktionismus nennen, Stellschrauben drehen ohne das ganze System anzusehen. Veränderungen müssen im großen Stil angegangen werden und dazu muss Geld in die Hand genommen werden. Das ist der Konsens aller Kritiker.
Es beginnt bei der Lehrerausbildung, geht weiter zu Lehrerfortbildungen, Supervision, Coaching, Schulsozialarbeit, Ausstattung der Schulen, Architektur und Gestaltungsmöglichkeiten (räumlich) sowie Instandhaltung, Entrümpelung der Lehrpläne, Anpassung des Beamtenstatus, wirkliche Eigenverantwortung der Schulen und Rektoren, Einbeziehung der Eltern, Hinzuziehen von externen Kräften (Berufsbilder, Wirtschaft, Handwerk, Fachleute, Therapeuten), Einbindung der Schüler, Teambildung der Kollegien, sinnvolle Ganztagskonzepte, moderne Lern- und Lehrmethoden nach Kenntnissen der Forschung, Anerkennung von Privatschulen und deren Gleichstellung, Teamteaching, ausreichend Lehrpersonal incl. Vertretungen, Änderung der Leistungsmessung, eine wertschätzende Feedbackkultur, Umsetzung der Inklusion und sicher lässt sich diese Liste noch erweitern. Zu jedem Punkt gäbe es einen eigenen Aufsatz zu schreiben. Mir drängt sich der Eindruck auf, dass niemand von den wirklich verantwortlichen und den am-Hebel-Sitzenden den Mut aufbringt eine ECHTE Veränderung zu initiieren.

Gute Schulen und gute Bildung braucht mehr als Reförmchen mit beschönigten Statistiken. Gute Schulen und gute Bildung braucht Einsatz und Investition. Jeder Geschäftsmann und Manager in der freien Wirtschaft weiß, dass investiert werden muss. Stattdessen werden lieber die Folgekosten (kostspielige therapeutische Maßnahmen, Hartz IV wegen fehlendem Schulabschluss, bzw. Ausbildung) in Kauf genommen, denn die fallen dann ja einem anderen politischen Ressort zu!

Also, was gibt es zu tun?
Für die, die nichts zu entscheiden haben: Die, die zu entscheiden haben auffordern und hinweisen, was es zu tun gibt. Laut! Denn leise kann ja niemand hörn… heißt es in einem gerade aktuellen Lied! Sie einladen zu neuen Gedankengängen und begeistern von dem, was möglich ist!

Für die, die zu entscheiden haben: Eigene Interessen zurückstellen und den Mut aufbringen, etwas zu bewegen! Unterstützer gibt es mehr als Gegner! JETZT etwas Nachhaltiges für die Zukunft bewirken! Die Kinder sind die zukünftige Gesellschaft, wenn wir an ihnen sparen, wird das der gesamten Gesellschaft schaden. Deutschland wird sich ins Abseits befördern, wenn es jetzt nicht aufwacht und endlich die Notbremse zieht und sein Bildungssystem grundlegend modernisiert. Otto Herz sagt so treffend: Die Kinder des 21. Jahrhunderts werden von Lehrern aus dem 20. Jahrhundert in einem System aus dem 19. Jahrhundert unterrichtet. Das kann nicht sein!

Nehmen wir die Herausforderung an! Es wird sich lohnen! Gestalten wir die Bildungswelten als Lebenswelten für alle Beteiligten: Lehrer, Eltern, Schüler und unterstützen die gesamte Gesellschaft damit.
Seien Sie mutig und setzten Sie sich ein. Machen Sie den Anfang und viele werden folgen, oder schließen Sie sich denen an, die schon begonnen haben. Bilden Sie sich eine Meinung, auch wenn Sie nicht direkt betroffen sind. Bildung ist die Grundlage für unsere Zukunft, denn die Kinder und Jugendlichen von heute, sind die Politiker, Manager und Gestalter von morgen! Wir müssen die Umgebungsbedingungen für unsere Kinder genau so schützen wie unsere Natur. Das Bildungsthema ist ebenso wichtig wie wirtschaftliche Interessen, denn wir leben in einer Wissensgesellschaft. Unsere wirtschaftlichen Güter liegen im geistigen Bereich: Forschung, Entwicklung, Ideen, Innovationen! Gute schulische Bedingungen zahlen sich nicht sofort aus, aber sie lohnen sich auf lange Sicht, nachhaltig sozusagen. Daher brauchen wir eine umfassende Bildungsreform!