Alleiniges Sorgerecht
Fragestellung
Sehr geehrter Herr Wöhler,
ich hoffe Sie können mir bei meinem Problem helfen.
Um Ihnen ein einigermaßen klares Bild der Situation zu verschaffen, muss ich etwas ausholen.
Mein Mann und ich sind seit 4,5 Jahren ein Paar, seit Januar 2014 haben wir einen Sohn und seit September 2014 sind wir verheiratet. Derzeit bin ich wieder schwanger.
Nun ist es so, dass mein Mann seit ca 2 Jahren unter psychishen Problemen leidet. Dies fing während meiner ersten Schwangerschaft im Herbst 2013 an.
Mir wurde das zuerst bewusst als wir in unser Haus, was ich geerbt hatte zogen. Das war im Nov.2013. Ich merkte, dass mein Mann nicht "glücklich" war, zu diesem Zeitpunkt ging ich von einer depressiven Phase aus, welche sich meiner Meinung nach mit der Zeit legen würde.
Mit der Geburt unseres Sohnes im Januar 2014 verbesserte sich sein Gemütszustand ein wenig und ich war im Glauben dass es nun bergauf ginge. Dem war jedoch nicht so. Sein Zustand verschlimmerte sich zusehens. Er war ständig schlecht gelaunt, aggressiv mir gegenüber, bekam Wutausbrüche ohne ersichtlichen Grund, Kleinigkeiten im Alltag überforderten ihn, er wertete mich ab, beschimpfte mich und mir dämmerte dass es an etwas tiefgründigerem liegen müsse. Jedoch sprach er nicht offen mit mir. Meine Vermutung war schon damals, dass er mit dem Leben völlig überfordert war, dies selbst nicht erkannte und immer tiefer in seine Depression rutschte.
Ich muss erwähnen, dass er sich zu diesem Zeitpunkt bereits in psychologischer Behandlung befand.
Ich versuchte ihm zu helfen wo ich nur konnte, merkte dabei jedoch nicht dass ich die Rolle einer Therapeutin oder Mutter einnahm. Mein Mann war zu nichts mehr in der Lage, er konnte gerade noch arbeiten mehr war nicht zu erwarten. Täglich war ich Demütigungen, Aggressionen, Wutausbrüchen etc ausgesetzt. Er versprach mir sich zu bessern, jedoch passierte nichts. Auch auf unseren Sohn hat er keine Rücksicht genommen. Kam es zu Diskussionen und das war fast täglich der Fall, wurden diese vor unserem Sohn ausgetragen. Ich bin dann meist mit unserem Sohn aus der Situation mit der Bitte er solle sich bevor wir weiter sprechen beruhigen. Diese Grenze hat er nicht akzeptiert, er ist mir hinterher gelaufen, hat mich bedrängt, hat gegen die Türen geklopft oder versucht diese zu öffnen. Auch auf meine Bitte und dem weinen unsere Kindes, ist er nicht gegangen. Das sind in meinen Augen absolute Grenzüberschreitungen und ein respektloses Verhalten.
Leider konnte ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht sehen wie "krankhaft" und "kindlich" sein Verhalten war. Immer wieder vertraute ich ihm, dass er sich ändern würde.
Sicherlich wollte ich auch diese Familie halten, heute weiss ich dass das nie möglich war und ich viel zu spät erkannt habe was mit diesem Menschen los ist.
Sein Verhalten wurde so schlimm, dass ich mit meiner Kraft völlig am Ende war und Angst vor ihm hatte. (Er hat mich nie geschlagen, sondern unbewusst psychisch manipuliert)
Im Juli 2015 ist er freiwillig in eine psychosomatische Klinik. Hierbei stellte sich heraus, dass mein Mann wie in einer Glaskugel aufgewachsen ist. Seine Kindheit/ Jugend und selbst als erwachsener Mann bestimmte seine Mutter weitestgehend sein Leben. Mein Mann war nie wirklich in der Lage seiner Mutter Grenzen zu setzen. Seine Seele wurde schon in früher Kindheit zerstört. Er hat nie gelernt Verantwortung zu übernehmen, eigenständig zu sein, realistisch, sich selbst Grenzen einzugestehen etc. Die Liste ist lang... Dinge des alltäglichen Lebens hat er nie gelernt. Das war für mich unvorstellbar. Somit konnte ich ein stückweit realisieren weshalb sich sein Wesen so entwickelte.
Mein Mann ist mit sich und dem Leben völlig überfordert.
Nach dem Klinikaufenthalt verbesserte sich unser Zusammenleben und wir planten die Zukunft ich vertraute ihm, Wurde wieder schwanger...
Leider hat es sich nicht so entwickelt wie ich es mir erhofft hatte. Im Gegenteil, es wurde sogar noch schlimmer.
Vor ca 7 Wochen trennte sich mein Mann von uns mit der Begründung, dass ihm das alles schrecklich leid tue, er jedoch diesem Leben nicht gewachsen wäre. Er könne die Verantwortung nicht tragen, es hätte ihm an Weitblick gefehlt was es beudeutet eine Familie zu haben. Er wäre überfordert mit den Aufgaben des alltäglichen Lebens.
Das war erstmal ein Schock, denn sowas von einem erwachsenen Mann zu hören?! Ich dachte da steht ein 16jähriger vor mir...
Nun gut ich musste mich damit abfinden und es war wenigstens eine ehrliche Aussage. Ehrlicher als die Jahre zuvor. Wir trafen also die Regelung, dass er seinen Sohn besuchen könne wann immer ihm danach wäre. Somit kam er jedes Wochenende. Nun trug es sich jedoch zu, dass es bei den Begegnungen zu Diskussionen kam wegen Kleinigkeiten. Für mich unbegreiflich.
Ein Beispiel: Steuerklassenwechsel: Ich hatte mich erkundigt wie das nun 2016 wäre und ihm das mitgeteilt. Dabei ist er sowas von wütend geworden und hat sich aufgeführt wie ein unreifer Teenager. Er hat mich angeblafft und beschimpft. Gemerkt hat er das in der Situation nicht. Ich bat ihn zu gehen und ein anders Mal in Ruhe zu sprechen. Zumal unser Kind weinte und ich in meinem Zustand Aufregung nicht brauchen kann. Er weigerte sich, blieb vor dem Kinderzimmer stehen bis ich wieder kam und bedrängte mich mit ihm zu reden. Das Verhalten war in meinen Augen äußerst rüchsichtslos und Grenzen meinerseits wurden eindeutig überschritten. Er ist dann,nachdem ich vor Aufregung im Flur fast zusammengebrochen bin gegangen. Hat sich per SMS entschuldigt. Ich denke nicht, dass er begreift wie "krankhaft" und "kindlich" dieses Verhalten ist. So verhält sich keine erwachsene Person. Diese und ähnliche Situationen kamen nun schon öfters vor und mittlerweile habe ich Angst unseren Sohn mit ihm alleine zu lassen. Ich kenne diesen Mann nicht mehr, er ist in meinen Augen unberechenbar. Er ist nicht konfliktfähig, verhält sich wie ein kleines Kind, kann Grenzen nicht akzeptieren, fühlt sich bevormundet...etc- Ich habe einfach keine Kraft mehr und war nun lange genug gutmütig. Immer wieder bekomme ich die selben Antworten, dass es ihm leid tue und er das alles ja nicht mit Absicht macht.
Ich möchte meinem Mann nichts böses, er kann weiterhin sein Kind sehen und Zeit mit ihm verbringen. Jedoch nur unter Beaufsichtigung meinerseits. Ich möchte das alleinige Sorgerecht, da ich mittlerweile stark bezweifel, dass er in der Lage ist Entscheidungen für unser Kind zu treffen oder im Sinne unseres Kindes zu handeln. Er ist selbst noch ein Kind und bekommt sein Leben nicht in den Griff, wie soll er dann die Verantwortung für sein eigenes Kind tragen? Er kommt mit seiner Gefühlswelt nicht zurecht und ist nicht reflektiert. Das ganze zieht sich ja nun auch schon lange Zeit und es hat sich nichts, aber auch gar nichts verändert im Gegenteil, es ist schlimmer geworden. Trotz Psychologe....
Wer sagt mir, dass er nicht auch mal einen Wutausbruch bekommt wenn er mit seinem Kind überfordert ist? Bisher ist nichts geschehen und er geht liebevoll mit ihm um. Ich habe jedoch Angst dass etwas geschehen könnte. Er ist unberechenbar, seine Psyche ist unberechenbar.
Wie stehen die Chancen wenn ich das alleinige Sorgerecht für unsere Kinder beantrage?
Entschuldigen Sie diese lange Ausführung meins Problems, ich musste ihnen versuchen die Situation so klar wie möglich zu vermitteln.
Ich danke Ihnen für Ihre Hilfe.
Hinweis: Die Frage und Antwort wurde anonymisiert und mit Erlaubnis des Kunden veröffentlicht. Ihre eigene Frage wird standardmäßig nicht veröffentlicht.
0900-1010 999 * anrufen
Antwort von Rechtsanwalt Oliver Wöhler
Sehr geehrte(r) Ratsuchende(r),
gerne komme ich auf die Anfrage zurück.
Ich sehe durchaus gute Chancen für sie das alleinige Sorgerecht für die Kinder zu erhalten. Alle Entscheidungen hier sind immer Einzelfall abhängig, man muss also immer alle Umstände und Besonderheiten des jeweiligen Falles betrachten. Nach § 1671 abs. 1 Nummer zwei BGB ist eine doppelte Kindeswohl Prüfung erforderlich. Die Aufhebung der gemeinsamen Sorge muss dem Kindeswohl am besten entsprechen und in der zweiten Stufe muss gerade auch die Übertragung auf den Antragsteller für das Kindeswohl die beste Variante sein. Es gibt zwar rechtlich keinen Vorrang der gemeinsamen Sorge in der Praxis ist es aber so, dass eine gewisse Tendenz dafür gibt generell die gemeinsame elterliche Sorge zu belassen so lange nicht zwingende Gründe für die Alleinsorge eines Elternteils sprechen.
Regelmäßig kommt es darauf an ob die Eltern noch eine Kommunikationsebene miteinander haben und ob sie in der Lage sind wesentliche Entscheidungen die Kinder betreffen, gemeinsam zu treffen. Bei sehr großen Konflikten der Eltern ist es auf Dauer schwierig die gemeinsame Sorge aufrecht zu erhalten. Auf ein Verschulden kommt es nicht an. Des weiteren ist auch immer zu prüfen ob beide Eltern erziehungsgeeignet sind. In ihrem Fall ist offensichtlich die Kommunikationsebene stark beeinträchtigt, hervorgerufen durch die Erkrankung ihres Mannes. Ob seine psychische Erkrankung seine Erziehungsfähigkeit beeinträchtigt wird man sicher als Laie schwer beurteilen können. Hier wäre im Streitfall möglicherweise ein Sachverständigengutachten
einzuholen. Nach meiner Erfahrung, und ich habe ständig mit der artigen Verfahren zu tun, wird es darauf aber wohl nicht ankommen. Bei ihrer Schilderung spricht viel dafür dass man in die elterliche Sorge Übertragen würde aufgrund der momentan großen Differenzen mit ihrem Mann. Die Verfahren Enten auch häufig mit einer Einigung ja auch so ausgehen kann, dass der eine Ehepartner dem anderen eine Vollmacht zur Ausübung der elterlichen Sorge erteilt. Mit dieser Vollmacht kann dann der eine Elternteil alle Entscheidungen für die Kinder selbst treffen.
Selbst bei gemeinsame elterlicher Sorge dürfen Sie natürlich alle Entscheidungen des Alltags treffen ohne ihren Mann fragen zu müssen.
Für Rückfragen stehe ich gern zur Verfügung.
Mit freundlichen Grüßen
Oliver Wöhler, Rechtsanwalt und Fachanwalt für Familienrecht und Arbeitsrecht
Sie haben eine Frage im Bereich Familienrecht?
Raten Sie nicht weiter!
Unsere Rechtsanwält*innen geben Ihnen gerne eine kostenlose
Ersteinschätzung zu Ihrem Anliegen.
Jetzt kostenlose Ersteinschätzung einholen
Bewertung des Kunden
Wie prüfen wir die Echtheit von Kundenbewertungen?
Kundenbewertungen, die als verifiziert gekennzeichnet sind, wurden von Kund*innen getätigt, die mit ihrem registrierten Kundenkonto eine kostenpflichtige Beratung erworben haben. Nach Zahlung und Beratungsabschluss erhalten unsere Kund*innen einen Bewertungslink und haben darüber die Möglichkeit, eine entsprechende Bewertung abzugeben.
Bei unseren Bewertungen handelt es sich ausschließlich um verifizierte Bewertungen.
Der auf den Profilen unserer Expert*innen angezeigte Bewertungsdurchschnitt setzt sich ausschließlich aus verifizierten Bewertungen zusammen. Jeder Bewertung wird für die Berechnung des Bewertungsdurchschnitts dabei die gleiche Gewichtung zugemessen.
Wir veröffentlichen alle Kundenbewertungen, unabhängig von der Anzahl der vergebenen Sterne. Eine Löschung findet nur statt, wenn wir dazu rechtlich verpflichtet sind (z.B. beleidigender Inhalt).
Wie prüfen wir die Echtheit von Kundenbewertungen?
Kundenbewertungen, die als verifiziert gekennzeichnet sind, wurden von Kund*innen getätigt, die mit ihrem registrierten Kundenkonto eine kostenpflichtige Beratung erworben haben. Nach Zahlung und Beratungsabschluss erhalten unsere Kund*innen einen Bewertungslink und haben darüber die Möglichkeit, eine entsprechende Bewertung abzugeben.
Bei unseren Bewertungen handelt es sich ausschließlich um verifizierte Bewertungen.
Der auf den Profilen unserer Expert*innen angezeigte Bewertungsdurchschnitt setzt sich ausschließlich aus verifizierten Bewertungen zusammen. Jeder Bewertung wird für die Berechnung des Bewertungsdurchschnitts dabei die gleiche Gewichtung zugemessen.
Wir veröffentlichen alle Kundenbewertungen, unabhängig von der Anzahl der vergebenen Sterne. Eine Löschung findet nur statt, wenn wir dazu rechtlich verpflichtet sind (z.B. beleidigender Inhalt).